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KEIN UNTERSCHIED IN SEROTONIN SPIEGEL BEI MENSCHEN MIT DEPRESSION. ANTIDEPRESSIVA SIND DAHER NICHT BESSER ALS PLAZEBO
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In einer neuen Meta-Analyse haben Forscher den unten im Beitrag beschriebenen Widerspruch bestätigt. Bei Menschen mit Depressionen ist kein niedrigerer Serotonin Spiegel feststellbar als bei Menschen ohne Depressionen. Das ist wie gesagt nicht neu. Die Reaktion auf diesen Bericht zeigt aber ein fundamentales Problem auf.
Wenn der Öffentlichkeit ein viel zu stark vereinfachtes Bild eins komplexen Sachverhaltes eingetrichtert wird, kommt es zu falschen Rückschlüssen.
Depressionen sind, wie alle Erkrankungen, ein komplexer Vorgang an dem viele Körpersysteme beteiligt sind. Doch diese Aussage ist völlig wertlos wenn ich Werbung für Medikamente machen möchte.
Im Falle von Depressionen sind es daher wieder einmal die Pharmafirmen, die für die so tun als gäbe es eine ganz einfache Lösung für ein komplexes Problem. Dazu kommt, dass fast niemand die Original Studie liest. Denn dann würde man feststellen, dass der Rückschluss auf die Wirkung von Antidepressiva unzulässig ist. Dies war gar nicht die Forschungsfrage. Es ging lediglich um eine Durchsicht und Bewertung bekannter Studien zum Thema Serotonin Spiegel.
Stark vereinfachte Vorstellung der Ursache + Hinweis auf Widerlegung der Ursache
=
Alle haben aus Gier gelogen und mich wissentlich falsch behandelt
So produziert man ungewollte negative Auswirkungen für viele Betroffene. Dies ist auch ein Grund warum ich in meiner Praxis immer wieder pedantisch und nervig darauf hinweise dass Wirbel nicht ‘verrutschen‘ oder ‘ausrenken‘. Dieses falsche Bild führt zu gesundheitsgefährdendem Verhalten.
Antidepressiva u.v.m.
Und wieder einmal ist es passiert. Das ‚neue‘ Medikament soll besser wirken und weniger Nebenwirkungen haben. Doch das war lediglich, wenn überhaupt, in den (vom Hersteller finanzierten) Studien zu sehen.
Tatsächlich ist es oft das Gegenteil. Wie zum Beispiel bei VIOXX. Und nun auch bei den SSRI Antidepressiva. Diese Mittel sollen den Verbleib von Serotonin im synaptischen Spalt verlängern. Und damit verlängerte Glücksgefühle auslösen. Klingt komisch? Ist es auch.
Denn wer kann den Serotoninspiegel im synaptischen Spalt messen? Niemand!
Die Funktionsweise dieser Mittel beruht auf einer theoretischen Vorstellung. Die Studienergebnisse waren nicht wirklich berauschend, Entschuldigung für das Wortspiel, und zeigten zwar statistisch relevante Verbesserungen, aber kaum klinisch wichtige Veränderungen. Sprich, auf dem Papier sah alles toll aus aber in der Realität der Patienten nicht ganz so.
Nun basieren aber nahezu alle Medikamente auf der Idee, dass dem Körper etwas fehlt. Und dieses Etwas kommt entweder in der Natur gar nicht vor (Ibuprofen) oder es wird ein natürlicher Botenstoff chemisch hergestellt und in sehr großen Dosierungen dem Körper zugeführt (Insulin, Östrogen, Serotonin, Dopamin). Aber genau diese Idee der chemischen Dysbalance ist nicht universell akzeptiert.
„We have no idea about which interplay of psychosocial conditions, biochemical processes, receptors and neural pathways that lead to mental disorders, and the theories that patients with depression lack serotonin and that patients with schizophrenia have too much dopamine have long been refuted. It is very bad to give patients this message because the truth is just the opposite. There is no chemical imbalance to begin with, but when treating mental illness with drugs, we create a chemical imbalance, an artificial condition that the brain tries to counteract.“Peter C. Gøtzsche
Gøtzsche sagt hier, dass die Idee eines chemischen Ungleichgewichts im Gehirn die Ursache für psychische Erkrankungen ist, falsch ist. Durch die Medikamente wird ein künstliches Ungleichgewicht geschaffen. Und dieses hat schwere Auswirkungen wenn versucht wird, die Medikamente wieder abzusetzen.
Wieder mal die Sackler Familie
Und wieder geht eine fundamental falsche Idee auf die Familie Sackler zurück. Die drei Sackler Brüder, deren Nachkommen sich gerade von aller Schuld für 10.000-de Tote freigekauft haben, haben die Idee populär gemacht, dass psychische Erkrankungen Hirn-chemische Ursachen haben. Und diese Idee ist bis heute aktuell. Zum Teil weil einfach keine andere greifbare Strategie existiert. Und natürlich auch deshalb weil der Markt für Psychopharmaka absolut gigantisch ist. In Zahlen; weltweit geht es um 28.600.000.000 $.
Wir brauchen wieder mal neue und vor allem bessere und integriertere Ideen, wie wir mit dieser Art von Erkrankung umgehen wollen. Die ‚bequeme‘ Lösung einer kleinen Pille, die alles wieder OK macht, gibt es nicht. Das wissen vor allem die Betroffenen…