Die größte Leitung des menschlichen Gehirns ist…
… das selektive Vergessen.
Im Frühling und im Herbst 2020 fiel uns kollektiv auf, dass wir als Land nicht so wahnsinnig gut auf Krisen vorbereitet sind. Kann passieren. War ja auch lange her, dass es eine solche landesweite Notsituation gab.
Und bis dato hat es eben auch gereicht, das Problem mit neu gedrucktem Geld oder High-Tech zu bewerfen. Schon ging es so viel besser, dass wir es getrost verdrängen konnten.
Aber gegen das unschöne Zusammenspiel aus einem leicht übertragbaren und für einige Bevölkerungsgruppen durchaus gefährlichem Virus, einigen Schockbildern, Angst vor schlechter Publicity und noch schlechter Kommunikation durch unsere gewählten Entscheider, entfaltete sich eine Situation, die auf diesen ‚Lösungsversuch‘ widerstand.
Es wurde Vieles offengelegt, was über Jahre und Jahrzehnte der relativen Ruhe verborgen blieb.
- Die Unfähigkeit der Ämter schnell, koordiniert und pragmatisch zu reagieren
- Das Verlassen auf komplexe und international fragmentierte Lieferketten für selbst die einfachsten Güter des täglichen Lebens
- Das stark auf monetäre und finanzielle Effektivität getrimmte Gesundheitswesen, offenbarte Schwächen, weil alle darauf warteten zu hören, wer das alles bezahlen wird.
- Das fehlende Vertrauen in die lokalen und globalen staatlichen Stellen, welches sich über Jahre der ineffektiven Kommunikation über die Vorteile unseres Systems der Demokratie, langsam aufgebaut hat.
- Mangelhafte Solidarität einer Neidgesellschaft
- Die absolute Dominanz der Nachrichtenlandschaft durch ungebremste Ausbreitung von Algorithmen der sozialen Netzwerke.
- Ein Bildungswesen, dass weder die Bewertung von Wissenschaft ermöglicht, noch den konstruktiven Diskurs oder das Erkennen von glaubwürdigen Informationen lehrt.
Und alle diese Erkenntnisse wollten wir natürlich als Gesellschaft in uns aufnehmen und dann gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn ‚das Ganze‘ vorbei ist.
Wird das wirklich passieren? Es liegt an uns…
Für die nicht ganz so Sensiblen kommt hier eine musikalische Zusammenfassung unserer Situation: Der Song ‚Schiff‘ von Kummer.
Rostbraune Flecken an den Wänden unter DeckUnd wenn man das Jahrzehntelang so lässtDann geht das später nicht mehr von alleine wegIrgendwann wird ein Loch zu einem LeckErst paar Tropfen auf Parkett doch auf einmal steht das WasserAus den unteren Etagen dann auch in der ersten KlasseMöbel treiben durch die Gegend ein paar kämpfen noch dagegenDoch am Himmel leuchten schonDie roten Notsignalraketen‚Schiff‘ von Kummer