Neue Hoffnung oder leere Versprechen?
Es klingt zynisch, aber es ist leider wahr: Die meisten Pharmafirmen entwickeln Medikamente die bei Übergewicht helfen sollen. Die wenigsten arbeiten an wirksamen Malariamitteln. Das liegt einfach daran, dass Menschen mit Übergewicht überwiegend in Ländern leben, wo solche Medikamente auch bezahlt werden können. Menschen die Malaria bekommen können sich meist keine Medikamente leisten. Die ‚unsichtbare Hand‘ des Marktes arbeitet also auch hier…
Um die Entstehung von Übergewicht ranken sich keine Mythen. Es werden langfristig mehr Kalorien zu sich genommen, als verbraucht werden. Auch über die Effekte von chronischem Übergewicht gibt es keinen Streit. Es führt zum metabolischen Syndrom mit Bluthochdruck, Insulinresistenz, Nierenproblemen, usw… Diese Effekte sorgen dann dafür, dass es schwer ist das zusätzliche Gewicht wieder loszuwerden.
Die Frage aber, was am sinnvollsten getan werden kann, ist hochkontrovers. Wie sooft wird mehr Energie darauf verwendet nach Schuldigen zu suchen, als wirklich das Problem zu lösen. Während einige auf Selbstverantwortung, Disziplin und Verzicht setzen, suchen andere nach chirurgischen oder chemischen Ansätzen. Es gab schon viele Versuche, die dabei helfen sollten, das Verhalten nicht zu ändern aber die Effekte zu verschleiern. Diese endeten oft ohne Erfolg oder/und mit schweren Nebenwirkungen.
Nun scheinen Forscher mal wieder auf einer vielversprechenden Fährte zu sein. Zwei neue Medikamente sollen die Hormone imitieren, die für Sättigungsgefühl sorgen. In einer Studie über 72(!) Wochen haben die Probanden sich selbst jede Woche eine Spritze mit dem Wirkstoff gegeben. Die Gewichtsreduktion fiel mit 22% spektakulär aus. Ähnlich wie bei einer Magenverkleinerungsoperation.
Wenn dieser medikamentöse Effekt so genutzt werden kann, dass die Betroffenen wieder Hoffnung schöpfen und gleichzeitig die Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten optimieren, dann bin dafür. Die Sorge gilt jedoch immer den Nebenwirkungen und der Frage ob so ein Medikament jemals wieder abgesetzt werden kann. Laut den Studienmachern ist dies nicht der Fall. Immer wenn im Körper Regelkreise chemisch unterdrückt werden hat dies weitreichendere Auswirkungen als zunächst vermutet. Es finden weitere Studien statt, welche die Langzeitwirkung untersuchen. Ich bin gespannt…
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