Wann übernimmt die künstliche Intelligenz die Chiropractic?
‚Die neue digitale Welt vernichtet Unmengen von Jobs und macht Menschen überflüssig!!‘, sagen die Einen.
‚Au contraire!! Uns ist noch gar nicht klar, wie viel neue Jobs von den neuen Möglichkeiten geschaffen werden!‘, sagen die Anderen.
Wie immer, wird uns die Realität wahrscheinlich eines besseren belehren. Und die Wahrheit liegt in der Mitte. Die Frage ist, ob ‚Jobs‘ das ist, was Menschen wirklich wollen. Ich denke eine bedeutungsvolle Tätigkeit mit einem unmittelbar erkennbaren Nutzen wesentlich mehr für uns erreicht als ein ‚Job’…
‚The Guardian‘ hat mich mit der Geschichte ‚Becoming a Chatbot‘ zum Nachdenken gebracht. Hier berichtet eine junge Frau aus den USA über ihren Job. Sie begleitet Konversationen die ein Chatbot (Brenda), mit den Kunden einer Vermietungsagentur führt. Immer wenn Brenda nicht weiter weiß, weil die Frage oder das Anliegen zu menschliche Züge annimmt, kommt das Kommando ‚human_fallback‘. Der Mensch muss einschreiten. Am Ende der Geschichte fragt sich die Autorin, ob sie dem Chatbot geholfen hat menschlicher zu wirken, oder ob sie als Mensch dem Chatbot ähnlicher geworden ist.
Und so habe ich bei der langen Hunde-Runde über meine Tätigkeit als Chiropractor, über die Zukunft meiner Kinder, die jetzt in das Alter kommen, wo die Weichen für die mittelfristige Zukunft gestellt werden, uvm. nachgedacht.
Die Frage der wir uns zunehmend gegenüber sehen lautet:
Wie wird sich die künstliche Intelligenz (KI) auf unser Dasein auswirken?
Zuerst muss unterschieden werden zwischen spezifischer KI und genereller KI. Die spezifische KI, stetig gefüttert von lernenden Algorithmen ist schon lange da und wird von uns in allen möglichen Lebenssituationen genutzt. Navigation, personalisierte Werbung, smarte Lautsprecher/Fernseher/Uhren/Handys, Chatbots, Websuche, Netflix, …
Die Sorgen der Einen und die Hoffnungen der Anderen gelten der generellen KI (GKI). Diese Form der KI soll Intelligenz auf dem Niveau von Menschen erreichen. Oder, wie Sam Harris korrekt anmerkt, unsere Intelligenz sehr schnell überflügeln und in den Schatten stellen. Computer spielen eben nicht nur ein ab und zu ein bisschen besser Schach als Menschen. Nie wieder wird es einen Menschen geben, der/die jemals ein Schachprogramm besiegen könnte. Wenn wir diese Version der KI am Horizont kommen sehen, wird es schon zu spät sein. Sie wird alle menschliche Intelligenz in exponentiellem Tempo überrennen.
Einige sind daher der Ansicht wir müssten eine Art internationales Abkommen, ähnlich dem Atomwaffensperrvertrag, für GKI auf- und durchsetzen. Andere Kenner der Szene sind der Ansicht dass wir immer die Kontrolle haben und, wie Peter Lustig, einfach abschalten können, wenn es problematisch wird.
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Der Chiroboter
Die KI wird auf den Gebieten große Veränderungen bringen, die mit der Auswertung von Sachtexten und anderen digitalisierbaren Inhalten zu tun hat. In der Medizin wird schon jetzt die Planung, Anfertigung und Auswertung von MRT Bildern durch Algorithmen erprobt und genutzt. Auch hier wird davon geredet, dass die KI immer lediglich im Dienste des menschlichen Radiologen stehen wird. Die endgültige Analyse und Interpretation soll weiterhin der Mensch durchführen. Das ist eine spannende These die schon Orwell bei Huxley kritisiert und angezweifelt hat. Wieso, fragt Orwell, gehen wir davon aus, dass uns die Roboter die Tätigkeiten machen lassen, die uns Freude und Erfüllung bringen?
Auch in der Chiropractic kann ich mir eine sinnvolle Unterstützung durch lernende Algorithmen vorstellen. Besonders bei der Bewertung der Krankenvorgeschichte und bei der Einstufung des Patienten für bestimmte Risiken einer chiropractischen Behandlung.
Bei der tatsächlichen Behandlung des Patienten, sind wir weit weg von der Nutzung von Maschinen. Derzeit gibt es nichts, was Augen, Ohren, Hirn und Tastsinn auch nur annähernd ersetzen könnte. Selbst die erstaunlichen und beeindruckenden Roboter von Boston Dynamics sind immer noch zu einfältig um sinnvolle Aufgaben am Menschen zu übernehmen.
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In der Analyse, welche Segmente der Wirbelsäule eventuell behandlungsbedürftig sind, werden dagegen schon Maschinen getestet. Sieht etwas beunruhigend aus, aber ich bin sicher, dass solche Gerätschaften helfen können, die Befunde und die Ergebnisse des Chiropractors zu verbessern und zu objektivieren.
Nahezu alle bisherigen Versuche Menschen im heilkundlichen Kontext komplett zu ersetzen sind gescheitert und wurden wieder aus den Krankenhäusern verbannt.
Dass ich an die Mensch-zu-Mensch Behandlung auch in der ferneren Zukunft glaube, kannst Du auch daran erkennen, dass ich meinem ältesten Sohn das Studium der Chiropractic ans Herz gelegt habe. Und wenn es gut läuft wird schon diese neue Generation von Chiropractoren die Vorteile einer sinnvollen Symbiose von maschineller und menschlicher Intelligenz nutzen. Wie immer freue ich mich auf die Zukunft!