Dies war eine der Hymnen meiner Jugend. Ob im ‚Jolly Joker‘ in Braunschweig, im ‚Tanzstudio Moorkater’ in Gifhorn oder im ‚Kraftchuk‘ in Wolfenbüttel. Ich begleitete diesen Rap/Metal-Fusion/Crossover Hit von ‚Such a Surge’ mit ausgiebigem Headbanging und fröhlichem Pogo. Wie der Text zeigt, war schon damals, Anfang der 1990’er, die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die Medien ein Thema. Und da ahnten wir Unschuldigen noch nichts vom Internet, sozialen Netzwerken und algorhithmisch verstärkter Meinungsmache.
‚Reality-TV‘ auf RTL stellte die größte Bedrohung dar, die ‚Such a Surge‘ und uns aufregten. Die öffentlich-rechtlichen Kanäle machten von Werbung unbeeinflusstes Programm. Die ‚privaten‘ (RTL, SAT1, usw.) machten nur Programm um möglichst viele Werbeblöcke unterzubringen. Dies kam uns höchst unmoralisch vor. Wer etwas anderes suchte, musste gegen eine wesentlich sanftere Strömung anschwimmen, als dies heute der Fall ist.
Der Strudel
Das Gefühl von einem reißenden Strom aus negativen Nachrichten über Katastrophen, Krieg und Krisen heruntergezogen zu werden, ist heute um ein Vielfaches verstärkt. Twitter, Facebook, YouTube und TikTok als einfache Plattform der freien Meinungsäußerung zu sehen, ist schlicht falsch und verharmlosend. Wir verwechseln das wichtige demokratische Grundrecht auf Meinungs- und Redefreiheit des Einzelnen mit algorithmisch selektiertem und verstärktem ‚Content‘ auf profitgetriebenen ‚Social‘ Media Plattformen. Immer mehr zeigt sich, dass Computerprogramme, die Inhalte speziell für uns aussuchen, keineswegs neutral sind. Diese Programme haben dieselben Schwächen und Vorurteile, wie die Menschen, die sie geschrieben haben…
Es braucht daher heute, mehr denn je, eine bewusste Anstrengung, sich diesen Stromschnellen zu entziehen. Moderate, moderierende oder gar positive Meldungen erzeugen weniger Klicks, Likes und Shares, verraten damit weniger über den seelischen Zustand des ‚Nutzers‘. Somit dauert es länger bzw. kostet es Meta, Google oder Twitter mehr Geld ein Profil des Nutzers zu erstellen, welches dann meistbietend verkauft werden kann.
Daher werden positive Meldungen schnell vom nächsten Desaster verdrängt. Denn Katastrophen machen Kasse. Die Folgen für unsere Psyche sind noch nicht vollkommen klar, aber es tut den wenigsten von uns gut, wenn sie sich ausgiebig in den Kommentarspalten von sozialen Netzwerken aufhalten.
Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte kann bei Jaron Lanier, Douglas Rushkoff, Shoshana Zuboff, Kevin Kelly und Tristan Harris viiiieeeelll mehr erfahren.
Wo finde ich Meinungen und Ansichten, die mich nicht in völligem Zynismus versinken lassen?
‚Gute Laune ist nur ein Mangel an Informationen.‘Nico Semsrott
Über aktuelle Themen sollte man/frau informiert bleiben. Denn ein gewisser Durst nach Informationen ist vollkommen normal und gesund. Wenn ich aber versuche meinen Durst zu löschen, sollte ich nicht aus einem voll aufgedrehten Feuerwehrschlauch trinken. Das hat negative Auswirkungen…
Diese Informationen unter Hochdruck werden entfesselt, wenn ich, der Fairness und Offenheit halber, alle Nachrichten Apps mit allen Benachrichtigungen auf meinem Handy freischalte. Die Flut an Informationen zu sichten oder gar zu verarbeiten ist unmöglich!
Schon das Vorhaben sämtliche Tages- und Wochenzeitungen zu abonnieren und zu lesen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das Internet steigert diese Überforderung exponentiell.
Das Problem beginnt dort, wo sich Menschen unterschiedlicher Meinung treffen, die sich auf völlig unterschiedliche Quellen stützen. Eine sinnvolle, kontroverse und zielführende Diskussion kann nur stattfinden, wenn es eine Form der geteilten Realität gibt. Ein und derselbe Text kann zu sehr unterschiedlichen Interpretationen führen. So weit so normal. Aber zwei oder mehr Personen können dann auf der Basis derselben Informationen diskutieren.
Haben aber verschieden Gesprächsparteien lange genug in ihren abgeschlossenen Silos vor sich hingebrütet und sind überzeugt, dass nur sie die Wahrheit kennen, wird eine lösungsorientierte Diskussion unmöglich. Erst wenn wir die beiden Grundsätze:
- Nimm’ an alle Beteiligten haben Gutes im Sinn.
- Keiner möchte dem Anderen schaden. Alle wollen für die Familie, den Arbeitsplatz, das Gesundheitswesen, den Staat das Beste erreichen.
- Ego runter; Ego hoch.
- Um auf einer Ebene um Lösungen zu ringen, müssen sich alle auf Augenhöhe begegnen. Dies ist nur möglich, wenn alle für ein klein wenig Veränderung bereit sind.
Mein Blick auf die Realität wird neben den Menschen in meiner Praxis und meiner Familie von diversen Podcasts, Apps und Büchern geprägt. Hier ist eine Auswahl der Medien, die ich nutze um ausgewogen informiert zu bleiben:
- Spiegel Online (kostenlose Version)
- Mehrmals am Tag scanne ich die Überschriften
- Spannend finde ich immer, wie lang bzw. kurz die Halbwertzeit der ‚Topmeldung‘ ist
- Deutschlandfunk (DLF)
- Die App ist sehr aufgeräumt und kann datensparend ohne Bilder angezeigt werden
- Falls ich mal gezwungen bin Radio zu hören, dann ausschließlich DLF
- Good News
- Wie der Name schon sagt werden hier positive Meldungen angezeigt
- Die Frage, ob man/frau die angezeigten Nachrichten für positiv hält, ist Ansichtssache
- Ich freue mich über verstärkte Anstrengungen zum Schutz der Umwelt, der Sicherheit und der Gesundheit
- All-Sides
- Diese englischsprachige Seite formuliert politisch neutrale Artikel aus einer Vielzahl veröffentlichter Meinungen
- Dieser Artikel bietet eine gute Übersicht über das Thema, ohne von politisch rechts oder links stark gefärbt zu sein
- Zu jedem Beitrag werden dann auch die Links zu den jeweiligen Enden des Spektrums im Original angezeigt
- So ist es einfacher sich einen Überblick zu verschaffen
Mein Motto: Strong opinions, loosely held
„Starke Meinungen locker gehalten“ ist ein Ausdruck, der sich auf die Idee bezieht, dass es wichtig ist, in seinen Überzeugungen sicher zu sein, aber auch offen für Veränderungen zu sein, wenn neue Beweise oder Argumente zutage treten. Dies legt nahe, dass es wichtig ist, Überzeugungen zu haben, aber auch bereit zu sein, diese Ideen zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen. Dieser Ansatz kann dazu beitragen, dass Menschen offener und aufgeschlossener für neue Informationen sind und vermeiden, zu sehr in ihren Ansichten verhaftet zu bleiben.
(Quelle: https://chat.openai.com/chat)